Als wir zwei das erste Mal uns trafen an jenem schönen Frühlingstag. Du wolltest mich grade scharf bestrafen, denn ich hatte meinen Wagen falsch geparkt.
Ich parkte vor der Bank und dachte: Die Parkscheibe brauch’ ich heute nicht, weil ich nur fünf Minuten bleibe.
Ich wollt’ zum Geldautomaten, um Kohle abzuheben. Ich mußte nicht lang warten, da tratst du in mein Leben.
Du bist mein blauer Engel.
Zwar bist du kleiner, doch du blicktest auf mich herab. Und mit süßer Stimme säuseltest du dies: „Das wird teuer! Heben Sie lieber noch mehr ab! Wenn auf ihrem Konto überhaupt was ist!“
Du kanntest kein Erbarmen. Du lieĂźt dich nicht erweichen, notiertest meinen Namen und mein Kfz-Kennzeichen.
Doch während du notiertest, sah ich aus Versehen in deine kalten Augen - da war’s um mich geschehen!
Du bist mein blauer Engel. Ich war von deiner Macht und Härte so fasziniert, so daß ich dir total verfiel, ich sah nur dich, ja, ich war wie hypnotisiert!
Meine Sehnsucht nach dir ist unerträglich! Ich muß dich wiedersehn! Aus meiner Not stelle ich jetzt meine Wagen täglich ins absolute Halteverbot
und warte bis du kommst. Denn ich bin sĂĽchtig nach dir und danach, daĂź du mich richtig zĂĽchtigst.
Dafür stell’ ich mich auch gern mal auf Bürgersteige oder vor die Ausfahrt eurer Einsatzfahrzeuge.
Du bist mein blauer Engel. Und ich bin dein böser Bengel! Warte nur ein Weilchen und gib mir noch’n Knöllchen, mehr, gib mir mehr! Los, zieh mich aus dem Verkehr! Bestraf mich! Versklav’ mich! Mach mich fertig! Oh yeah!
„Das ist nun schon das dreizehnte mal, daß ich Sie hier erwische!“ „Das vierzehnte mal.“ „Sagen sie mal, machen Sie das mit Absicht, oder was?“ „Ja!“ „Sie sind ja verrückt!“ „Richtig, nach Ihnen!“ „Woher haben Sie überhaupt so viel Geld?“ „Ich bin Bundestagsabgeordneter.“
Du weißt, ich hätt’ dir alles gegeben, mein Geld, selbst meinen Führerschein. Doch jetzt bist du leider nicht mehr am Leben. Weiß Gott, das hätt’ nicht müssen sein!
Ich war, bevor’s geschah, auf der Suche nach dir. Ich streunte sogar nachts durch dein Revier
bezahlte jedes Knöllchen, um dich zu betören, mittlerweile sogar welche, die gar nicht mir gehören.
Bis letzten Donnerstag; da brachten sie dich in die Psychatrie. Du hast immer gesagt, ich gehör’ dahin - welch Ironie!
Doch gestern lieferten sie auch mich ein. Wer hätte das gedacht? Als man es dir erzählte, hast du dich umgebracht...
Du bist mein blauer Engel nun oben im Himmelreich. Doch du kannst mir nicht entkommen, ich hab’ mir grad’n Strick genommen ... Bis gleich!