Auf einer kleinen baumgesäumten Lichtung stehe ich nun schon seit Jahr und Tag, seit meiner feierlichen Errichtung in einem aufgeräumten Bürgerpark.
Meinesgleichen gibt es fast in allen Ländern. Wir sind die Zeugen der Gezeiten des Geschicks. Doch die Leute, die an mir vorüber schlendern, würdigen mich keines Blicks.
Aber das macht nichts. Ich sie ja auch nicht.
Es scheint mein Los, in stummer Stille zu verstauben. Denn könnt’ ich reden - es hätte keinen Zweck. Ich bin ja ohnehin umringt von lauter Tauben und die geben auf mich einen Dreck.
Soweit ich mich erinnere, erinner’ ich an einen Krieg, doch der ist wohl schon länger her, denn die Leute hier erinnern sich nur kümmerlich, und sie kennen mich nicht mehr.
Aber das macht nichts. Ich sie ja auch nicht.
Von Wind und Wetter und vom Zahn der Zeit zerbissen, verliere ich allmählich mein Gesicht. Vor mir verwelken Nelken und Narzissen und Vergißmeinnicht.
Wenn die Leute ihren Hund spazieren führen, erfülle ich hier steinern meine Pflicht. Auf einem Schild vor mir steht: „Bitte nicht berühren“. Und in der Tat, sie berühren mich nicht.