Es ist schon länger her, da war ich zu Gast in einer Bar. In der Bar gab’s nicht nur Bier sondern auch ein Klavier. Weil in der Bierbar dieses Klavier war, hab’ ich drum gebeten, dort einmal aufzutreten. Fehler! Ein wahres Fiasko! Doch das wußt’ ich ja nicht. So nahm das Unglück seinen Lauf: Ich trat auf...
Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herzlich willkommen hier heute Abend in der Bierbar. Schön, dass sie heute Abend gekommen sind. Mein Name ist Bodo Wartke. Ich komme aus Bad Schwartau. Und das erste Lied, das ich heute Abend für sie spielen möchte, heißt:
Hört ma’ zu! Hört mir mal bitte zu! Auch wenn euch das partout nicht gefällt, dann hört zumindest mir zuliebe zu. Hört ma’ zu! Auch du, hör mir zu.
Doch wie ich da so am Tasten-Kasten sitze, vom rastlosen Über-die-Tasten-Hasten schwitze, ja, wie ich da so am Sitzen und Schwitzen bin, merk’ ich auf einmal, es hört keiner hin... Kein Gewinn für mein Wohlbefinden. Denn die Leute trinken ihr Bier und unterhalten sich. Laut aber nicht mit mir. Ihr denkt wohl, der Typ da am Klavier ist zwar hier - na und? Spiel dir doch die Finger wund! Hauptsache ist, du hältst den Mund und bleibst im Hintergrund.
Na gut. Ich kann auch anders! Ihr wollt was andres hören? Kein Problem, ich kann das. Aber was soll ich spielen, daß die sich angesprochen fühlen? Womit mach’ ich sie wach? Ich hab’s:
Bach. Bei Bach werden alle schwach. Bach macht auch nicht so’n Krach. Ach, Bach war Komponist vom Fach: Jeder Ton so polyphon! Höchste Perfektion legte Bach an den Tag. Na, wie findet ihr Bach? Na? Na? Na?
Also nicht so toll. Na ja, kann man nix machen.
Wie wär’s denn mal mit Haydn? Denn Haydn kann ich sehr gut leiden, hör’ mit vielen Freuden jede Haydn-Sinfonie, will mich an den feinseidenen Melodeien weiden! Ja, Haydn konnte mir bereiten einen Haydn-Spaß, immer wenn ich am Piano saß.
Bis jetzt. Haydn wird hier wohl auch nicht so geschätzt. So langsam bin ich doch ein klitzekleinwenig vergrätzt, nicht zuletzt, weil ihr grundsätzlich mir dazwischen schwätzt, mir das ganze Lied zerfetzt!
Ätzend find’ ich das! Mal zuhören statt zu stören! Das kann doch nicht so schwer sein!
Hört mir doch mal zu! Hört mir doch mal zu! Hört mir doch mal bitte nur ein einziges Mal zu! Nur zuhören und ich schwöre danach laß ich euch in Ruh’! Hört mal alle her! Bitte, bitte sehr, weil das erstens nicht nur fair sondern zweitens seitens euch auch wirklich freundlich wär’.
Das wär’ nett, denn ich hätt’ hier noch den Wolfgang Amadeus, einmalig genial und wohl der beste auf der Welt! Wenn Musik unser Gott wär’, dann wär’ Mozart Jesus! Der war gut! Ich vermute daher, daß er euch gefällt...
Oder auch nicht! Warum auch?! Okay: Entweder ihr hört jetzt zu und macht mal Redepause, oder ich bin weg im Nu’ und geh nach Hause.
Ihr habt die Wahl! Kopf oder Zahl!
Na toll! Ich hab’ echt keinen Bock mehr! Ich hab’ die Nase voll! Ich frag’ mich, was ich hier noch soll! Jawoll! Ich seh’ jetzt zu, daß ich mich verpiss’! Bis bald! Und tschüß!