Sonntags abends in Berlin, seh' ich die Sonn' im Westen untergeh'n. Der „Freie Westen", der sollt' es sein - alles Lüge, alles nur Schein! Sonntags abends in Berlin, bleib' bei der Mauer ich dann steh'n. Seh' die kalte Wand da – farbenbeschmiert der Ekel mich dann überfährt! Und ich frage mich, muß das so sein - ist die Ohnmacht stärker als der Stein?
Sonntags abends in Berlin, laß' die Gedanken ich ostwärts zieh'n. Denke, daß drüben der eig'ne Bruder wohnt, dessen Leben sich gleichviel lohnt. Sonntags abends in Berlin, Sonntags abends in Berlin, wenn die Türken dann durch Kreuzberg ziehn, wenn die Türken dann durch Kreuzberg ziehn, packt mich die kalte Wut, Angst bei der Nacht - mein Volk, was hat man mit dir gemacht?! Doch es sieht ja niemand, soll das so sein - bin ich mit meiner Sorge ganz allein?
Sonntags abends in Berlin, Sonntags abends in Berlin glaub' ich, daß Anarchisten uns regier'n, Anarchisten uns hier regier'n. Seh' ich mich um hier, in dieser Stadt, habe ich bald alles, alles satt! Sonntags abends in Berlin, Sonntags abends in Berlin, bleib' am Brandenburger Tor ich steh'n, am Brandenburger Tor ich steh'n. Hast wohl bess're Zeiten schon mal geseh'n, siehst Berlin nun erneut untergehn. Doch es darf nicht sein, weil ich's nicht will - doch meine Stimme ist so still!
Sonntags abends in Berlin, sollst für's ganze Deutschland steh'n. Uns're Heimat ist kaputt wie diese Stadt, welche so keine Zukunft hat!