Ich gehe weil ich im Moment kein Fleisch mehr essen mag in Ankes Bioladen, sage laut und deutlich "Guten Tag". Mein Gruß wird nicht erwiedert und hängt wie ein falscher Ton isoliert im Raum, und dann merke ich auch schon: Ich liege irgendwie daneben, und ich störe hier. der Aasgeruch des Fleischfressers haftet noch an mir. Um weiter so zu leben wie bisher weißt Du zuviel, doch um deinen eigenen Weg zu geh'n zu einem neuen Ziel ohne Dich im Kreis zu dreh'n und ohne Selbstbetrug dazu weißt Du wieder nicht genug.
Anke schweigt in ihrem knöchellangen, kackebraunen Rock. bleich und weggetreten, fast wie unter einem Schock. Neben ihr steht jemand, ihre Mutter nehm ich an. Ist dann doch nicht ihre Mutter, es ist ihr Mann. Und anstatt nach knackig-frischen Kräutern riecht die Luft dumpf und abgestanden, beinah wie in einer Gruft. Um weiter so zu leben . . .
Ich wehre mich vergebens gegen ein Gefühl von Schuld als die beiden Blicke wechseln, voll verzeihender Geduld, verbunden durch geheime Kenntnis vom verborg'nen Sinn des Lebens, von der ich auch ewig ausgeschlossen bin. und Anke lächelt schmerzlich wie ein welkender Salat der die Nichtigkeit des Seins am eignen Leib erfahren hat. Um weiter so zu leben . . .
Ich kaufe ein Pfund Mören, schrumplig, weich, mit Erde dran die man, wenn man sie nicht essen mag, zu Kringeln biegen kann. bei Menschen und bei Möhren von der äußeren Gestalt Rückschlüsse zu ziehn auf ihren inneren Gehalt Ich weiß das funkioniert nicht immer und nicht überall und ich will's auch nie mehr tun, nur noch in diesem einen Fall. Um weiter so zu leben . . .