Die Sonne geht unter und legt noch einmal ein leichtes Rouge auf das sterbende Tal, überschminkt alle Narben, der flüchtige Schein vergangener Armut stellt sich wieder ein.
Ich weiß noch, der Himmel war meistens bedeckt und die Wälder getränkt von langem, schwerem Regen, und unter uralten Eichen versteckt herrschten auf stolzen Höfen einsam, abgelegen Bauerngeschlechter, hochfahrend, hart, auch ich habe noch manche Eigenart beibehalten aus jener Zeit und sei es nur meine Langsamkeit.
Auch ich stamme aus einem alten Geschlecht von Leibeigenen, noch mein Vater war Knecht, ein Rebell ohne Bildung und ohne Glück, das gönnte ihm kaum mehr als täglich ein Stück faden Brot ist gewürzt nur mit seinem Schweiß, all seine verbissene Mühe, sie blieb vergebens.
Doch gaben ihm als Belohnung und Preis am Ende seines kurzen schweren Lebens zwei hässliche Engel am Grab das Geleit, die Schwestern Ohnmacht und Bitterkeit, geerbt habe ich nur seine lange Wut, vielleicht auch ein wenig von seinem Mut.
Es heißt, Arbeit schändet nicht; sie tut es doch, so stand meine Mutter, ich sehe sie noch in der Hochsommerhitze gebückt auf dem Feld von Sorgen und schwerer Arbeit entstellt.
Ich hätte sie später gar reich beschenkt so wie ein Pirat, der von See zurückgekommen seine Mutter mit Gold und Brillanten behängt.
Nur hat sie von mir nie etwas angenommen. Sie konnte nur geben, ihr Leben lang, nicht nur all die Lieder, die sie für mich sang, auch die, die ich selber schrieb, denke ich mir und noch schreiben werde – verdanke ich ihr.