Hast du mich vermißt? Ich habe dich vermißt. Heute ist ein Tag, den du nie vergißt. Hier und da sogar letzte Reste Schnee. Seit er gefroren ist, war ich nicht mehr am See.
Ist mein Bruder jetzt bei dir? Er erschoß sich an Neujahr. Das war kein Spaß ihn im Bad zu finden, besser: das was von ihm übrig war. Ich hab mich mehrfach übergeben. Wie gesagt: Leicht war das nicht, ihn so dort liegen zu sehn, tot und ohne Gesicht.
Er hat es nie verstanden, weshalb du fortgegangen bist. Er wollte einfach nicht begreifen, daß es so, nur so, das Beste ist. Ich stand ihm bei, so gut ich konnte in diesen schweren Wochen. Ich saß neben ihm und hielt seine Hand und habe über dich gesprochen.
Er hatte Viechzeug in der Küche, Erbrochenes im Klosett. Die Trauer hatte ihn schwach gemacht. Er kam kaum noch aus dem Bett. Er stierte endlos an die Decke. Zu Atmen fiel ihm schwer. Oft sagte er: Vergib mir Bruder, doch ich kann nicht mehr!
Ich habe ihn so geliebt...
Mein Arzt hing an der Flasche, da rutscht man schon mal aus. Er hatte diese viel zu steile Treppe in seinem alten Haus. Dort hingen Bilder an den Wänden, aus kalt glänzender Farbe, wie das Zeug an meinen Händen, das ich kaum abbekommen hab.
Was denkst du, habe ich ein Recht, daß mich so etwas erheitert? Oder bin ich von Grund auf schlecht, hoffnungslos als Mensch gescheitert?
Warum antwortest du mir nicht? Mach es bitte nicht so schwer! Seit mein Bruder tot ist redest du nicht mehr. Ich wanke über das Eis und suche dein Gesicht. Ich fall auf die Knie und rufe nach dir, als ich spüre, daß es bricht. Ohne deine Stimme ist mein Leben soviel blasser. Ich wehre mich nicht. Das Spiel ist aus. Ich folge dir ins Wasser!