Jürgen Marcus

Sie

Jürgen Marcus


Sie – kam im ärmsten Teil der Stadt auf die Welt,
schwarzer Qualm und Russ färbt dort den Himmel grau.
Sie – wusste bald, wenn du das Licht sehen willst,
gibt’s nur eins für dich: Du musst hier raus.

Doch sie hatte nichts gelernt,
bis auf eins, sie war umschwärmt.
Ja, das war ihr Kapital –
und dann kam das erste Mal.
Diesen Tag vergisst sie nie,
sie hat heut‘ noch weiche Knie,
doch für sie hat nur gezählt:
Sie hatte Geld!

Sie – schwor sich jeden Tag, damit aufzuhör’n,
denn das Träumen hatte sie noch nicht verlernt.
Sie – wollte doch nur einem Mann ganz gehör’n,
dem sie sagen konnte: Ich hab‘ dich gern.

Und dann kam für sie der Tag,
der die Wende für sie war.
Und mit ihm kam auch der Mann,
der sie zu sich nach Hause nahm.
Endlich lebte sie nun da,
wo die Stadt am reichsten war.
Doch dieses Haus,
war für sie kein Zuhaus‘.

Sie – fragt sich heute, warum sie hier noch bleibt,
und für welchen Preis, gab sie sich selber her.
Sie – ist noch jung, wie die Sehnsucht, die sie treibt,
doch ihr Mann ist ausser alt und reich nichts mehr.

Sie – träumt davon, bald wieder da zu sein,
wo die Stadt am ärmsten ist, denn dort gehört sie hin.
Sie – hat keine Wahl und weiss nicht aus noch ein,
denn was soll sie tun, sie hat nur ihn.
Sie!

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