Nocte Obducta

N.-D.

Nocte Obducta


Und als wir schließlich in der gottverreckten Finsternis der Berge angelangt
waren, da hielten wir inne und blickten zurück auf die Täler Lethes, um noch
einmal das zu schauen, was unter unseren Händen dort entstanden. Wir, sechs
dunkle Schemen im wabernden Dunst, von den Mühen des ungnädigen Schicksals
gezeichnet, senkten unsere Blicke und fragten uns, ob es gut sei, was wir da
geschaffen, denn bisweilen klang das ferne Rauschen des Wassers nicht wohl in
unseren Ohren. Hier und da sahen wir scharfkantige Felsen, die vereinzelt die
Oberfläche des Flusses durchstießen, und sie schienen uns wie Knochen, die
aus zarter Haut stakten. So regte sich mit einem Mal der Wunsch in unseren
Herzen, noch einmal Hand zu legen an unsere Schöpfung. Doch als wir nur einen
Schritt getan zurück in die Richtung, aus der wir gekommen, da ergossen sich die
Nebel Sturzbächen gleich in die Täler und entzogen alles unseren zweifelnden
Blicken. Zu lange schon hatten wir am Strome des Vergessens geweilt. Wir
verstanden, befanden, daß es gut sei und wandten uns um, die Wanderung zu
ferneren Gefilden fortzusetzen, wohin die Herbststürme uns nun riefen.
Sollten die Unwürdigen taumeln in den Nebeln und in die Fluten Lethes
stürzen. Sollten sie ersaufen und in Vergessenheit versinken, oder sich festkrallen
an den schneidend scharfen Felsen, Lethe würde sie doch noch mit sich reißen
in kalter Umarmung...
Prost!!!

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