Nicht Müde Genug ( Extended Version)
Das erste, was ich merkte
war, daß ich Dich sehr gern mochte
Dann irgendwann merkte ich,
daß Du Dich
fast nie geirrt hattest,
in dem , was Du sagtest
über Menschen und Dinge
und wie ich immer öfter,
wenn ich nicht mehr weiter wußte,
überlegte : was hättest Du dazu gesagt
und was getan ?
so fing ich an
durch Dich, mit Dir
auch mich neu zu erleben
Ich brauchte nicht zu reden
& konnte den andern erzählen,
Du hättest es mir abgewöhnt -
so hab ich gelernt, zu lügen
Ich war müde, mir war kalt
doch ich war nicht müde genug
Ich wollte einfach jemand, der sich zu mir legt
und da war niemand sonst
doch glaub mir :
ich hatte kein wirkliches Interesse an Dir
& als ich merkte,
ich war wie der Typ in diesem Film -
so wie die Typen alle sind,
da mußte ich drei Stunden duschen
um die Schande abzuwaschen
Ich sagte zum Spiegel :
schlag ein, mein Freund, schlag ein !
Wir wollten niemals solche Idioten sein
Ich war müde, mir war kalt
und alles andre war egal -
ich hatte die Wahl
und ich hab mich entschieden -
schrieb Dir einen Brief,
statt mit Dir zu reden
Früher oder später - früher oder später
wirst Du es wissen :
Ich hab nie gemerkt,
wie jung Du bist
& so, wie Du Dir gewünscht hast,
daß ich bin,
so werd ich jetzt sein - ich hoff, ich krieg`s hin
und dann verschwand Ich mit den Bildern
in dieses Leben, in dem kein Platz für mich ist
und darin kein Platz für Dich
Ich ging zur Zigeunerin
und sie las mir aus der Hand
Sie sagte : Du warst ein seltsamer Junge
und bist ein sonderbarer Mann
Sie zündete Kräuter an & legte einen Kreis aus Knochen
& sagte : ich werde für Dich eine Ausnahme machen
Für einen Moment war es, als würde die Zeit still stehn
und ich konnte die Zukunft sehn :
Wir werden alles verlieren, was wir haben
Es wird vor unseren Augen verschwinden
& alle Hoffnung, die wir hatten, wird wie Atlantis im Meer versinken
Kein Trick wird uns retten davor -
kein Glaube - keine Liebe
All das hat nur Bedeutung hier und jetzt
und alles andere waren Lügen, um mich abzulenken
von diesem großen schwarzen Loch, das ich immer gefühlt habe
Fast unbemerkt hab ich die Regeln verletzt
und mich in wenigen Schritten über sie hinweggesetzt
bin aus den Hintertüren der Bibliotheken
hinaus in den Nebel und über mein Ufer getreten
Da waren sechs Flugzeuge, die sechs weiße Streifen
in das endlose, weite Blau über mir zeichneten
Das Hexagramm des Himmels
Die Saiten meiner Gitarre
Die Gitterstäbe, hinter denen meine Lieder leben
Zuerst war es nur auf dem Papier
Dann ist es mir in meinem Leben passiert
& dann kam ich zurück - mit einer Wendung,
von der wir Beide nichts wußten,
weil wir uns erst
näherkommen mußten
In diesem Kreis, den ich um alles zieh, was ich kenne
und den ich meinen Horizont nenne
fand ich erst Dich und dann mich
auf einer Reise von einem
zum anderen Ende des Ichs
Irgendwann auf dieser Reise ist passiert,
wovon ich nie gedacht hab, daß es passieren wird
und ich wurde zum Protagonisten
meiner eigenen traurigen Lieder
und wieder
hab ich Dich beobachtet
diese ganze Fahrt lang
und mir jeden Zentimeter Deines Gesichts eingeprägt
und dachte : wenn wir uns schon verlieren
will ich Dich wenigstens nicht vergessen
Und Du weißt, was ich meine,
wenn ich von dieser Fahrt rede,
als etwas langsam zuende ging
und noch nicht klar war, was danach anfing
& jetzt, wo ich`s aufschreib denk ich : Du hast es gemerkt
und darum hast Du Deinen Kopf weggedreht - hast Du ?
Ich war müde, mir war kalt
doch ich war nciht müde genug
und irgendwie feucht schimmern Augen immer ...
Ich hörte den Donner rollen,
doch konnte mich an den Blitz nicht mehr erinnern -
saß auf dem Boden an der weißgetünchten Wand
Sah, wie auf die Dächer gegenüber
der erste Regenschauer fiel
Ich legte mein Schreibzeug beiseite,
um nichts zu verpassen -
etwas, das größer war als ich
und Du kamst nicht nach hause
Grade so, als ob der Regen Deinen Platz einnehmen wollte
nach diesem halben Jahr
in mir
bei Dir