WETTERBEOBACHTUNG Unterbrich mich, wenn Du meinst, ich hab Unrecht oder ich wiederhol mich Dieses Mal ist es mir ernst & ich mein es ehrlich Seit Jahren erzähl ich von mir & beweg mich hin und her zwischen dem, was ich bin & dem, was ich sein will & seh die Grenzen verschwimmen außen wie innen Hab ich das alles für Dich getan oder hab ich es nur für mich getan ? Es ist dunkel & durch das runtergekurbelte Fenster auf der Beifahrerseite dringt Waldgeruch zu mir Ich bin auf dem Weg nach Hause Über den Bäumen steht der Mond & die Felder liegen friedlich dahinter Es riecht nach Herbst & ich ahn schon den Winter Doch für diesen Moment will ich nur hier sein Wir hatten uns verabredet in einem Cafe Draußen fiel der Regen & Du kamst zu spät mit nassen Haaren die graue Straße alng & zurück in mein Leben, verwundert, mich so ruhig zu finden Ich merkte erst an Deiner Reaktion, daß ich es war In einer Zeitung las ich ein Interview mit Inge Viett nach Jahren in der Haft Wie können sie ihr nach all der Zeit die Frage stellen, was sie vorhat, wenn sie jetzt rauskommt ? Wie können sie darüberhinaus glauben, jemand könnte sich da reindenken Sie sagt : ich weiß es noch nicht genau und ich hab nicht die geringste Ahnung, was das bedeutet Ich denk an Georgia O’Keeffe in der Wüste und an Joni in den Paprikafeldern Ich denk an all die Reisen, die wir gemacht haben Flugzeuge weit über uns am Himmel & wie ich mich eine halbe Nacht mit einer Kuh unterhalten hab & wie ich immer weiter ins Meer raus wollte, um die Wale zu hören Meine Kerze wird immer kürzer ,während ich schreibe und schreibe Alles beginnt von Neuem Wir sind füreinander da, wenn es uns schlecht geht Gottseidank geht es uns oft genug schlecht Ich ordne die Vergangenheit nach meinem lächerlichen System und füge sie zusammen zu neuen Bildern, die näher an meine Gegenwart reichen, als die alten Ich will mich dem wechselnden Wetter nicht entziehen